Das rechteckige Schiff ist 12,90 m lang und 11,50 m breit.
Die gesamte Anlage verweist auf die späte Gotik (14. / 15. Jh.).
An den Längsseiten befinden sich je zwei Spitzbogenfenster. In deren
Verlängerung wurden nach dem Einbau der Seitenemporen (im Jahre 1594)
kleine rechteckige Doppelfenster eingelassen, um die Empore zu beleuchten.
An der Westfront (Kircheneingang) wurden die ursprünglichen spitzbogigen
Fenster „im Renaissancestil zu postenlosen Lichtöffnungen mit Flachbogen
abschluss verändert“, während das Portal seine spitzbogige Form noch
bewahrt.
An der Westfront (Kircheneingang) wurden die ursprünglichen spitzbogigen
Fenster "im Renaissancestil zu postenlosen Lichtöffnungen mit
Flachbogenabschluss verändert", während das Portal seine spitzbogige Form noch
bewahrt.
Zur neuen Innengestaltung gehören auch die vier Säulen. Die Renaissance
verstand sich ja als Wiedergeburt der Antike und so waren gerade Säulen
ein modisches Stilmittel. Die vier Säulen teilen das Schiff in drei gleich
große Bereiche.
Das Kirchenschiff ist historisch von ganz besonderem Wert. 1593 erbaut ist
es der älteste rein protestantische Kirchbau in der Region. Aus dem
gleichen Jahr konnten bei Renovierungsarbeiten 2002/2003
Seccomalereien
freigelegt werden, die somit auch die ältesten protestantischen Malereien
der Region sind. Sie setzen sich von den Malereien im Chor durch die
Farbgebung und den biblischen Bezug ab. Diese Malereien waren so gut
erhalten, dass sie inzwischen restauriert werden konnten.
Außerdem haben wir eine wunderschön ornamentierte durchgehende
Renaissance-Balkendecke freigelegt und restauriert. Auch sie ist
in ihrer Art und Größe einmalig im weiteren Umkreis.
Bei den bisherigen Renovierungs- arbeiten wurden eine neue Heizung, neue
Beleuchtung und ein neuer Glaswindfang eingebaut.
UNSERE BILDER
Mit der Erbauung des Kirchenschiffs im Jahre 1593 entstanden auch die
Seccomalereien an der Stirn- und Rückwand. Wir freuen uns, dass sie
aussagekräftig restauriert werden konnten.
An der Stirnwand links sehen wir einen Engel. Er hält Rosen in der Hand,
die aus einer Kugel (der Weltkugel?) herauswachsen. Als das Bild entstand,
verbreitete sich auch das Lied „Es ist ein Ros entsprungen“.
Wir verstehen diesen Engel daher als Weihnachtsengel, der dem Betrachter
zuruft: „Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude,
die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren,
welcher ist Christus der Herr in der Stadt Davids“ (Lukas 2,10f).
Rechts ist eine Gestalt in rot abgebildet – rot, die Farbe der Auferstehung.
Es ist ein Osterbild, das den Auferstandenen mit einem Kreuzstab, dem
Hirtenstab des „guten Hirten“, zeigt. Zwei Bibelworte in lateinischer Sprache sagen uns mehr. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (niemand kommt zum Vater denn durch mich) (Joh. 14,6): Er ist der große König, der das letzte Wort über alles und jeden spricht. Aber:
„Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt“ (Joh. 1,29). Er ist
kein Bollwerk, an dem alles Schwache zerschellt, sondern er selbst will
uns ins Leben hineintragen. Ostern: Freuet euch, der Tod ist verschlungen
in dem Sieg (1. Kor. 15,54).
Links auf der Rückwand sehen wir eine Frau mit dem Kopf eines Mannes in der Hand.
Judit, die Eiferin für den rechten Glauben hat mit Hilfe Gottes Holofernes,
den Hauptmann des Assyrerkönigs Nebukadnezar getötet, enthauptet und damit
die Eroberung Israels verhindert (Buch Judit – Apokryphen zum Alten Testament).
Die Tauben links und rechts (Symbole für den Heiligen Geist, die Taufe –
aber auch für die Gemeinde), machen unser Bild zu einer Pfingstbotschaft:
Holofernes wird zum Symbol der Mächte der Finsternis und Zerstörung.
Judit aber als Symbol der bekennenden Gemeinde sagt uns:
Freuet Euch mit der Gemeinde: „Die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen“ (Matth. 16,18). Mose schickt Kundschafter ins „verheißene Land“ (4. Mose 13). Am Bach
Eschkol finden sie so riesige Weinreben, dass zwei Männer sie an einer Stange
tragen müssen, um sie dem klagenden Volk in der Wüste zu zeigen. Das in
Kirchen häufiger zu sehende Motiv ist vielschichtig in seiner Deutung. Z
unächst einmal sagt es, dass Gottes Verheißungen nie kleinlich sind,
sondern seine Zukunft ist über alle Maße groß. Zeichenhaft wird etwas
davon in die Wüste hineingetragen (z.B. im Gottesdienst, bei der Taufe
und besonders auch beim Abendmahl). Die Wüste ist aber auch immer ein
Symbol für den Lebensweg. Oft ist er steinig und hat Durststrecken. Aber
Gott lässt seine Liebe dort hinein scheinen. Und Gott hält uns nicht in
der Wüste fest. Die führende Gestalt auf unserem Bild ist in rot gemalt –
wie der Auferstandene an der Stirnwand: „Jesu, geh voran auf der Lebensbahn“,
und „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“ (Joh. 15,5). Sorgfältig
geht er den Weg voran und bringt uns sicher zum Ziel. Und indem er uns
führt und trägt – als Einzelne und als Gemeinde – wird unser Lebensweg zu
einem Weg durchs Leben zum Leben.
Auf allen unseren Bildern ist die Kugel zu sehen, ein Stilelement der
„Weserrenaissance“. Sie erinnert an den „Reichsapfel“ und weist damit
auf die Weltkugel hin. Auch die Rose taucht in allen Bildern auf und
verbindet sie miteinander: Das, was mit der Geburt Jesu Christi begonnen
hat, führt in die Ewigkeit. Bei der Darstellung der Judit haben wir eine
enge Anlehnung an Bilder der Werra-Keramik gefunden.
Zurück zum Bogen über dem Chorraum: Die 15 zeigt, dass es dort auch
ursprüngliche Malereien gegeben hat, die jedoch nicht mehr zu restaurieren
waren. Wir haben sie zur Jahreszahl 1593, dem Baujahr des Kirchenschiffs,
ergänzt und darunter den Spruch „Freuet euch in dem Herrn allewege“ (Phil. 4,4)
gesetzt, weil wir darin in einer äußerst prägnanten und schönen Form die
Botschaft dieses Gotteshauses, unserer Kirche, zusammengefasst sehen.